Hyperkonvergente Infrastrukturen haben die Art und Weise verändert, wie Unternehmen ihre IT-Umgebungen aufbauen, skalieren und verwalten. Doch seit Microsoft Azure Stack HCI auf den Markt gebracht hat, fragen sich viele: Wie unterscheidet es sich eigentlich von klassischem HCI? Ist es nur ein neues Label – oder tatsächlich ein komplett neues Infrastrukturmodell?
In diesem ausführlichen Artikel tauchen wir tief in beide Welten ein, vergleichen Technologien, Designs, Einsatzszenarien und Zukunftsperspektiven. Wenn du überlegst, welche Lösung besser zu deiner IT-Strategie passt, findest du hier alle Antworten – einfach erklärt, praxisnah und ohne unnötigen Fachjargon.
Was ist klassische Hyperconverged Infrastructure (HCI)?
Klassische HCI kombiniert Rechenleistung, Speicher und Netzwerk in einer einzigen, softwaredefinierten Plattform. Anstatt separate Storage-Arrays, SANs und Serverfarmen zu betreiben, wird alles in einem Cluster zusammengeführt. Das Ergebnis? Weniger Komplexität, mehr Automatisierung und einfache Skalierbarkeit.
Die Grundbausteine klassischer HCI
Eine typische HCI-Lösung umfasst:
Softwaredefinierten Speicher (SDS)
Softwaredefiniertes Netzwerk (SDN)
Virtualisierungsschicht (z. B. VMware ESXi, Hyper-V, Nutanix AHV)
Managementplattform (z. B. vCenter, Prism)
Der große Vorteil: Alles arbeitet harmonisch zusammen, ohne dass Admins ständig zwischen Systemen springen müssen. HCI ist damit eine Art “Schweizer Taschenmesser” der Infrastrukturwelt.
Warum Unternehmen klassische HCI einsetzen
HCI hat sich in den letzten Jahren in vielen Unternehmen durchgesetzt – und das aus gutem Grund:
Sie reduziert die Hardwarekomplexität erheblich.
Sie ermöglicht ein nahezu lineares Scale-out.
Sie ist perfekt für virtuelle Serverfarmen und VDI.
Sie senkt Betriebs- und Energiekosten.
Kurz: HCI ist schnell, flexibel und wirtschaftlich attraktiv. Doch dann kam Azure Stack HCI – und eröffnete eine ganz neue Welt.
Was ist Azure Stack HCI?
Azure Stack HCI ist Microsofts moderne Weiterentwicklung der Hyperconverged Infrastructure – aber mit einem besonderen Twist: Es ist eine hybrid cloud-optimierte Plattform, die lokal ausgeführt wird, aber eng mit dem Azure-Ökosystem verbunden ist.
Das bedeutet: Du behältst lokale Kontrolle, profitierst aber gleichzeitig von Cloud-basiertem Monitoring, Automatisierung und optionaler Azure-Integration.
Die Kernidee hinter Azure Stack HCI
Microsoft verfolgt einen klaren Ansatz:
Lokale Workloads bleiben lokal.
Cloud-Workloads können optional genutzt werden.
Verwaltung, Überwachung und Aktualisierung laufen über Azure.
Damit entsteht ein Hybridmodell, das lokal so leistungsfähig wie eine klassische HCI ist, aber den Vorteil der Cloud-intelligenz mitbringt.
Azure Stack HCI als Betriebssystem
Ein großer Unterschied zur klassischen HCI:
Azure Stack HCI ist ein eigenes Betriebssystem – kein Feature von Windows Server.
Dadurch kann Microsoft Funktionen schneller, modularer und Cloud-zentrischer ausrollen. Du bekommst ein System, das speziell für HCI-Workloads optimiert wurde.
Die Rolle von Azure Arc
Azure Arc verbindet lokale Systeme mit Azure. Für Azure Stack HCI ist Arc im Prinzip das Rückgrat:
Zentrales Monitoring
Updateverwaltung
Automatisierung via Policy
Sicherheitskonfiguration
Hybrid Services wie Backup, Site Recovery oder Kubernetes Management
Ein klassisches HCI-System bietet so etwas – wenn überhaupt – meist nur über verschiedene Drittanbieter-Lösungen.
Architekturvergleich: Azure Stack HCI vs. klassisches HCI
Bevor wir tiefer eintauchen, lass uns einen Blick auf die grundlegende Architektur werfen.
Compute und Virtualisierung
Klassisches HCI:
Nutzt üblicherweise VMware ESXi, Nutanix AHV oder Hyper-V.
Die Virtualisierungsschicht variiert stark je nach Anbieter.
Azure Stack HCI:
Setzt exklusiv auf Hyper-V, aber in einer speziell optimierten Form.
Bietet Virtualisieren und Container-Workloads als Kernfunktion, nicht als Add-on.
Speicherarchitektur
Klassische HCI:
Verwendet SDS-Plattformen wie vSAN, Nutanix Files, Ceph u. a.
Manchmal gibt es proprietäre oder vendor-gebundene Lösungen.
Azure Stack HCI:
Verwendet Storage Spaces Direct (S2D) – eine sehr performante, Microsoft-native SDS-Lösung.
Volle NVMe-Unterstützung, geringe Latenzen, automatische Resilienz.
Netzwerkdesign
Klassische HCI:
Setzt auf klassische SDN-Lösungen wie VMware NSX oder Nutanix Flow.
Oft teuer, komplex und lizensierungspflichtig.
Azure Stack HCI:
Bietet integriertes SDN (optional).
Vollständige Windows/Hyper-V Integration.
Für viele Use Cases ist kein externes Netzwerkprodukt nötig.
Verwaltungstools
Klassisches HCI:
Oft zentrale Tools wie vCenter oder Prism.
Für Cloud-Anbindung werden zusätzliche Komponenten benötigt.
Azure Stack HCI:
Windows Admin Center (WAC) für lokale Verwaltung
Azure Portal für Hybrid- und Cloudverwaltung
Cluster-Updates direkt aus Azure
Sehr tief integrierte Hybridfunktionen
Cloud-Integration als entscheidender Unterschied
Hier trennen sich die Welten deutlich.
Klassische HCI-Systeme können oft an Clouds angebunden werden – aber das ist selten einfach. Es entstehen zusätzliche Kosten, Tools und teilweise komplexe Schnittstellen.
Azure Stack HCI hingegen ist von Grund auf hybrid entworfen.
Warum die enge Azure-Integration ein Gamechanger ist
Du bekommst:
Automatische Updates aus Azure
Azure-basiertes Monitoring
Cloud-gestützte Backups
Disaster Recovery mit Azure Site Recovery
Azure Kubernetes Service (AKS) on-prem
Skalierung in die Cloud für Lastspitzen
Klassisches HCI? Das bietet vieles davon nicht nativ oder nur mit Zusatzkosten und Drittanbietertools.
Einsatzszenarien im Vergleich
Jede Infrastruktur hat ihre idealen Einsatzgebiete. Lass uns beide vergleichen.
Wann klassische HCI die bessere Wahl ist
Du möchtest ein komplett unabhängiges, lokal verwaltetes System.
Du nutzt VMware-basierte Workloads und willst nicht migrieren.
Du benötigst eine Lösung, die keine Cloud-Anbindung verlangt.
Du hast bereits stark im klassischen Datacenter investiert.
Viele große Organisationen betreiben nach wie vor VMware oder Nutanix als primäre Plattform — zurecht, vor allem in komplexen Enterprise-Umgebungen.
Wann Azure Stack HCI ideal ist
Du möchtest eine hybride Infrastruktur aufbauen.
Du möchtest Cloud-Services nahtlos lokal einbinden.
Du planst moderne Workloads wie AKS (Kubernetes) oder Edge-Deployments.
Du willst eine kostengünstige Alternative zu VMware oder Nutanix.
Du möchtest Azure-Managementfunktionen nutzen.
Besonders für mittelständische Unternehmen ist Azure Stack HCI oft eine attraktive Wahl, weil es kosteneffizienter und einfacher zu betreiben ist.
Lizenzierungs- und Kostenvergleich
Kosten sind oft ein wesentlicher Faktor.
Klassische HCI Kostenstruktur
Lizenzkosten für Hypervisor (z. B. VMware)
Storage-Software-Lizenzen (z. B. vSAN)
Management-Tools (z. B. NSX)
Supportverträge
Hardwarebindung je nach Anbieter
Das wird schnell teuer – besonders seit geänderten Lizenzmodellen bei großen Anbietern.
Azure Stack HCI Kostenstruktur
Azure Stack HCI Lizenz pro Core
Azure Arc Integration (teils inkludiert)
Azure-Kosten nur für tatsächlich genutzte Dienste
Standardserverhardware (zertifiziert) genügt
Oft ist Azure Stack HCI kostengünstiger, besonders für Umgebungen mit 2–8 Hosts.
Skalierung und Flexibilität
Beide Modelle bieten Scale-out – aber auf unterschiedliche Weise.
Klassische HCI:
Lineare Skalierung, aber oft teurer
Vendor-Lock-in möglich
Azure Stack HCI:
Flexible Skalierung mit 2- bis 16-Node Clustern
Ideal für Edge-Standorte und verteilte Umgebungen
Optional Cloud-Bursting für Lastspitzen
Performancevergleich
Azure Stack HCI nutzt moderne Technologien wie:
Nano-Latenz NVMe-Storage
RDMA-basiertes Netzwerk
Direkte Integration in Windows Server-Features
Klassische HCI ist ebenfalls performant – aber oft abhängig vom Hersteller und dessen Optimierungen.
Sicherheit und Compliance
Azure Stack HCI setzt stark auf:
Azure Security Center Integration
Zero-Trust-Architektur
Native Verschlüsselung
Automatisierte Compliance
Klassische HCI bietet ebenfalls Sicherheitsfunktionen, aber oft in modularer Form.
Zukunftssicherheit und strategische Ausrichtung
Beide Technologien sind zukunftssicher – aber in unterschiedliche Richtungen.
Klassisches HCI:
Stark in traditionellen Datacentern
Fokus auf große Enterprise-Workloads
Azure Stack HCI:
Hybride Welt als Kernstrategie
Aktiv weiterentwickelte Plattform mit schneller Release-Frequenz
Perfekt für Edge, KI, Container und Automatisierung





